Schliesszylinder messen und wechseln

Eine ordentlich abgeschlossene Bürotür oder Wohnungstür gibt ein gutes Gefühl von maximaler Sicherheit. Schliesslich kann nur derjenige die Tür öffnen, der auch einen passenden Schlüssel besitzt. Wertgegenstände und auch wichtige Unterlagen sind somit vor unberechtigtem Zugriff sicher geschützt.

Deshalb ist es bei einer Büroübergabe oder auch einer Wohnungsübergabe in jedem Fall sinnvoll, die Tür-Schliesszylinder zu wechseln. Schliesslich kann man nie genau sagen, wie viele Schlüssel vom momentan verwendeten Schloss existieren und wer noch einen Schlüssel besitzt. Von nachgemachten und nicht dokumentierten Schlüsseln einmal ganz abgesehen.

Wir zeigen Ihnen, dass das Messen und das Austauschen eines Tür-Schliesszylinders im Prinzip recht einfach sind und dass man dazu keinen Fachmann bemühen muss. Zudem verraten wir Ihnen weitere wichtige Informationen rund um das Thema Schliesszylinder und Sicherheit. 


Was ist ein Schliesszylinder?

Ein Tür-Schliesszylinder oder Einsteckschloss ist der Teil eines Türschlosses, der den Schlüssel aufnimmt und bei passendem Schlüssel einen Schliessvorgang ermöglicht. Im Zuge von geänderten Zugangsberechtigungen ist es dann nicht mehr erforderlich das komplette Türschloss zu wechseln. Es reicht aus, wenn lediglich der Schliesszylinder oder besser gesagt der Profilschliesszylinder gewechselt wird. Dies ist umso einfacher, da trotz unterschiedlicher Hersteller die Form des Profilschliesszylinders immer einheitlich ist.

Allerdings sind nur der Querschnitt des Profilschliesszylinders sowie das M5 Gewinde für die Befestigungsschraube einheitlich. Die Zylinder gibt es aber in verschiedenen Längen. Dies ist erforderlich, da es ja auch die unterschiedlichsten Türen gibt. 
Eine grosse schwere Eingangstür weist ein dickeres Türblatt auf, als eine Zwischentür im Innenbereich. Aber auch das Einsteckschloss sitzt nicht immer mittig im Türblatt. Demzufolge müssen die Schliesszylinder trotz gleichem Querschnitt unterschiedlich lang sein. Die Werte für die Abmessungen A und B können je nach Einbauerfordernissen sehr stark variieren.


Wie funktioniert ein Schliesszylinder?

Ein Profilschliesszylinder oder einfach nur auch Türzylinder besteht aus dem Zylindergehäuse und dem Zylinderkern. Der Zylinderkern ist ein Metallzylinder, der sich im Zylindergehäuse drehen kann und der im Schlüsselkanal den Schlüssel aufnimmt. Unterhalb des Zylinderkerns befinden sich vertikale Bohrungen, in denen eine Stiftfeder, ein Gehäusestift und ein Kernstift untergebracht sind. 

Die Feder drückt den Gehäusestift und den darüber liegenden Kernstift nach oben gegen eine Nut im Schlüsselkanal. Da die Stifte unterschiedliche Längen haben, liegen auch die Trennstellen aller Stifte bzw. Zuhaltungen nicht in einer Ebene bzw. auf einer Linie. Die Gehäusestifte ragen somit gleichzeitig in das Zylindergehäuse und in den Zylinderkern. Dadurch ist der Zylinderkern nicht drehbar, wenn kein passender Schlüssel in das Schloss gesteckt wird.

Zylindergehäuse (1), Zylinderkern (2), Stiftfeder (3), Gehäusestift (4) und Zylinderstift (5).

Wird ein Schlüssel in den Schlüsselschacht gesteckt, werden die Zylinderstifte durch die schrägen Zacken im Schlüssel nach unten gedrückt. Die Stiftfedern drücken die Zylinderstifte dann wieder zurück in die Kerben des Schlüsselprofils.

Ist der Schlüssel ganz eingeschoben, tasten die Zylinderstifte quasi das Profil des Schlüssels ab. Wenn der Schlüssel und das Schloss zusammengehören, befinden sich die Trennstellen der Gehäusestifte und der Kernstifte exakt auf einer Linie. Und diese Line befindet sich dann  genau zwischen Zylinderkern und Zylindergehäuse.

Nun kann der Zylinderkern ganz leicht mit dem Schlüssel gedreht werden. Da die Trennstellen der Kernstifte nun an der Innenwand der Zylinderbohrung anliegen, können sich  die Kernstifte auch nicht mehr bewegen. Deshalb ist der Schlüssel in diesem Moment auch nicht mehr abziehbar

Wird der zum Profilzylinder passende Schlüssel eingeschoben,  befinden sich die Trennstellen der Zylinder- und Gehäusestifte exakt auf einer  Linie.


Der Schliessbart

Durch eine Kupplung nimmt der Zylinderkern den Schliessbart (S) mit. Dieser betätigt dann im Einsteckschloss je nach Drehrichtung und momentaner Stellung den Türschnapper (Falle) oder den Verschlussriegel.

Wenn der Schlüssel wieder senkrecht steht und die Kernstifte exakt über den Gehäusestiften positioniert sind, kann der Schlüssel abgezogen werden.
Bei einem Doppelschliesszylinder kann von beiden Seiten ein Schlüssel eingesteckt und das Schliesssystem bedient werden. Bei einem Halbzylinder kann die Tür nur von einer Seite auf- oder zugeschlossen werden. 


Wendeschlüssel statt Kerbenschlüssel

Im Gegensatz zu dem oben beschriebenen Türzylinder mit Kerbenschlüssel gibt es noch hochwertige Schliesszylinder mit Wendeschlüsseln. Kerbenschlüssel können nur in einer bestimmten Stellung in das Schloss geschoben werden. Wendeschlüssel weisen Bohrmulden auf und können auch um 180° gedreht in das Schloss gesteckt werden. 

Auch wenn Zylinder für Wendeschlüssel bis zu 16 Zuhaltungen aufweisen funktionieren sie nach demselben Schema, wie ein Zylinder mit Kerbenschlüssel. Lediglich die Stellung des Zylinderkerns, bei der der Schlüssel eingeschoben wird, ist um 90° gedreht.  Dass ein Wendeschlüssel-System mehr Sicherheit bietet ist nach wie vor strittig und nicht zweifelsfrei nachgewiesen. 


Wie wird ein Schliesszylinder gemessen?

Bevor ein neuer Profilschliesszylinder ausgewählt werden kann, muss genau gemessen werden, wie lange der neue Türzylinder sein muss. Da das Einsteckschloss nicht immer mittig im Türblatt sitzt, kann es erforderlich sein, dass auch der Schliessbart nicht mittig im Profilschliesszylinder sitzt.

Deshalb werden bei Profilschliesszylindern immer die Zylinder-Innenlänge (A) und die Zylinder-Aussenlänge (B) angegeben. Die Werte beziehen sich dabei immer auf die Mitte des Schliessbartes, wo sich auch die Gewindebohrung der Befestigungsschraube befindet und die jeweilige Aussenkante des Türylinders.

Um die Zylinderwerte bei einem vorhandenen Schloss zu messen, ist es nicht erforderlich den Profilzylinder auszubauen. Man legt einfach ein Lineal, eine Holzleiste oder einen anderen geraden Gegenstand an den Türbeschlag an und misst dann mit einem Zollstock den Abstand zur Mitte der Befestigungsschraube. Diesen Messvorgang führt man auf der Aussenseite und der Innenseite der Tür durch und ermittelt die Werte A und B.

Da die Zylinderlängen in 5 mm-Schritten gestaffelt sind, nehmen Sie das Mass, bei dem der Profilzylinder am wenigsten weit aus dem Türbeschlag hervorsteht. Der Überstand des Profilzylinders sollte nicht mehr als max. 3 mm betragen. 

Wenn der Schliesszylinder weiter hervorsteht, bietet er für Einbrecher zu viel Angriffsfläche für ein gewaltsames Herausbrechen.


Türschloss wechseln oder Schliesszylinder wechseln?

Wenn das Türschloss gewechselt werden muss, meinen die meisten Leute nicht die Schliessmechanik oder die Türfalle bzw. den Schnapper. Viel mehr meinen sie den Schliesszylinder bzw. das Zylinderschloss mit den Schlüsseln. Die restliche Schliessmechanik kann unverändert in der Tür verbleiben, was den Wechsel sehr vereinfacht. Die Arbeit ist im Regelfall schnell erledigt, wenn man einen geeigneten Schraubendreher und den passenden Schlüssel zur Hand hat. 

Ausbau

Zunächst wird der Schlüssel (1) an der Aussenseite der Tür eingesteckt und um ca. 30° nach rechts gedreht (13:00 Uhr-Position). Dadurch fluchtet der Schliessbart mit dem Schliesszylindergehäuse und steht seitlich nicht mehr hervor. Der Schlüssel wird in dieser Position durch die Kernstifte sicher im Zylinderkern gehalten.

Anschliessend wird bei geöffneter Tür die Halteschraube (2) des Profilzylinders entfernt. Die Schraube befindet sich unterhalb des Verschlussriegels (3) und greift in den unteren Bereich des Profilschliesszylinders. Verwenden Sie einen Schraubendreher in geeigneter Grösse (4), damit der Schraubentrieb nicht beschädigt wird.

Wenn die Schraube entfernt wurde, kann am Schlüssel gezogen und so der Türzylinder (5) entfernt werden. Falls es dabei hakt, hilft leichtes Drehen am Schlüssel, damit der Schliessbart bündig ausgerichtet ist. Bei Bedarf hilft auch sanfter Gegendruck auf der Innenseite des Türzylinders.  


Einbau

Um das neue Zylinderschloss einsetzen zu können, stecken Sie den dazugehörigen Schlüssel an der Aussenseite ein und drehen ihn, bis der Schliessbart bündig zum Schliesszylindergehäuse steht. Schieben Sie nun den Schliesszylinder von der Aussenseite der Tür in die Öffnung des Türbeschlages.

Wenn der Schliesszylinder komplett eingeschoben wurde, können Sie durch Drehen am Schlüssel prüfen, ob sich der Türschnapper (Falle) und der Verschlussriegel mechanisch leichtgängig und ohne haken bedienen lassen. Drehen Sie danach die Halteschraube ein und ziehen Sie die Schraube gefühlvoll fest.

Nach dem Befestigen des Türzylinders sind die mechanischen Schliessfunktionen noch einmal bei geöffneter Tür zu testen. Wenn alles leichtgängig funktioniert, können die Schliess- und Öffnungsfunktionen auch bei geschlossener Tür kontrolliert werden. Bei einem Doppelzylinder sind die Funktionen an beiden Seiten zu testen.

Wichtig:
Achten Sie beim Einsetzen des neuen Schliesszylinders auf das Innen- und Aussenmass, falls die Zylinder-Innenlänge und die Zylinder-Aussenlänge unterschiedlich sind. Einige Profilschliesszylinder verfügen über einen Aufbohrschutz. Der Schliesszylinder muss dann so eingesetzt werden, dass sich der Aufbohrschutz an der Aussenseite der Eingangstür befindet.


Rundschliesszylinder gegen Profilzylinder wechseln.

Beim Umrüsten auf Schliessanlagen oder beim Einsatz eines Sicherheits-Türbeschlages kann es erforderlich sein, Türen mit Rundschliesszylindern auf Profilschliesszylinder umzubauen. Die Montage ist grundsätzlich möglich, bedarf aber ein wenig handwerkliches Geschick.

Zunächst muss der Rundzylinder ausgebaut werden. Dazu wird an der Innenseite des Rundzylinders der Schlüssel eingesteckt und um 90° nach links gedreht. 

Die Innenseite ist leicht am grösseren Kerndurchmesser erkennbar. Anschliessend wird ein 1,5 mm Stahldraht an der Oberkante des Schlüssels schräg in das vorhandene Loch geführt und so die Verriegelung der beiden Schliesszylinderhälften gelöst. Danach können die beiden Zylinderhälften auseinandergezogen und entfernt werden.

Bei Bedarf finden sich im Internet einige gut gemachte Videos, die den Vorgang anschaulich zeigen.

Nach dem Entfernen der Türklinken können die alten Türbeschläge und das Einsteckschloss entfernt werden. Nun kann es erforderlich werden, dass die Öffnungen im Türblatt nachgearbeitet werden müssen, da der Profilzylinder und eventuell auch das neue Einsteckschloss einen höheren Platzbedarf haben.

Ist dies erledigt, wird das Einsteckschloss im Türblatt montiert. Danach können die neuen Türbeschläge und die alten Türgriffe angeschraubt werden. Anschliessend kann der Profilzylinder eingeschoben und festgeschraubt werden.

Danach müssen die Schliessfunktionen der Tür gründlich kontrolliert werden.

Einsteckschloss (links), Schliesszylinder (mitte) und Türbeschlag (rechts).


Häufig gestellte Fragen zu Schliesszylindern.

Was sind gleichschliessende Zylinder und verschiedenschliessende Zylinder?

Bei gleichschliessenden Profilzylindern können mit einem Schlüssel mehrere Schlösser geöffnet oder geschlossen werden. Bei verschiedenschliessend Zylindern kann mit einem Schlüssel nur ein Schloss geöffnet oder geschlossen werden.


Was bedeutet Not- & Gefahrenfunktion?

Bei Profilzylindern mit dieser Funktion kann das Schloss mit einem zweiten Schlüssel von aussen geöffnet werden, selbst wenn der erste Schlüssel an der Innenseite noch in Schloss steckt und so gedreht wurde, dass er nicht abgezogen werden kann. Bei einem Profilzylinder ohne diese Funktion kann man zwar aussen einen Schlüssel in das Schloss stecken, aber nicht weit genug, um ihn auch drehen zu können.

Was ist der Unterschied zwischen Halbzylinder und Knaufzylinder?

Bei einem Halbzylinder kann die Tür nur von einer Seite auf- und zugeschlossen werden. Auf der anderen Seite wird der Türschloss Zylinder durch den Beschlag abgedeckt. Ein Knaufzylinder hingegen ist ein Profil-Doppelzylinder, der auf einer Seite mit einem Schlüssel und auf der anderen Seite mit einem fest montierten Knauf bedient wird. Halbzylinder als auch Knaufzylinder gibt es mit Kerb- oder Wende-Schlüssel.

Was bedeutet Aufbohrschutz?

Bei einem Schliesszylinder mit Aufbohrschutz sind an der Vorderseite Stäbe aus gehärtetem Stahl eingearbeitet. Die gehärteten Stahlstifte sollen verhindern, dass mit einem Bohrer das Zylindergehäuse unterhalb des Zylinderkerns aufgebohrt und so die Federmechanik mit den Gehäusestiften und der Kernstiften ausser Kraft gesetzt wird.

Was bedeutet Lockpicking

Unter Lockpicking versteht man das zerstörungsfreie Öffnen von Schlössern ohne den dazugehörigen Schlüssel. Dazu werden Spezialwerkzeuge in den Schlüsselkanal eingeführt und versucht das Schloss zu öffnen. Die Hersteller der Schlösser versuchen das Lockpicking zu erschweren, in dem sie unterschiedlich geformte Gehäusestifte verwenden und zusätzliche Kipphebel und Sperrstifte zur Verriegelung des Zylinderkerns einbauen.   


Wofür ist eine Schlüsselkarte erforderlich?

Eine Schlüsselkarte oder auch Sicherungskarte bietet ein hohes Mass an Sicherheit. Denn nur nach Vorlage der Sicherungskarte können weitere Schlüssel angefertigt werden. Dadurch wird das unberechtigte Nachfertigen von Schlüsseln effektiv unterbunden.


Was sind Schliessanlagen?

Bei Schliessanlagen gibt es eine hohe Anzahl von gleichschliessenden Schlössern und Schlüsseln. Allerdings sind die Schlüssel und Schlösser in unterschiedlichen Beziehungen zu einander und nicht alle Schlüssel sind im gleichen Mass gleichschliessend. Dabei gibt es feine Unterschiede.

Zentralschliessanlage:
Die Zentralschliessanlage wird am einfachsten ersichtlich, wenn man sich eine kleine Tabelle anschaut, mit welchem Schlüssel welches Schloss geöffnet werden kann:

 

Schloss Zentralschlüssel Hausmeister Mieter 1 Mieter 2 Mieter 3
Garagentor X X X X X
Haustür X X X X X
Wohnung 1 X   X    
Wohnung 2 X     X  
Wohnung 3 X       X

System- oder Hauptschliessanlage:
Bei diesem Schliessanlagen-Typ gibt es ebenfalls einen Hauptschlüssel, der alle Schlösser eines Betriebes sperren kann. Es ist aber nicht erforderlich, dass zum Beispiel der Inhaber eines Büroschlüssels damit auch das Tor am Firmeneingang öffnen kann.

Generalschlüsselanlage:
Bei einer Generalschlüsselanlage gibt es Einzelschlüssel, die jeweils nur ein Schloss sperren können. Dann gibt es Gruppenschlüssel, die mehrere Einzelschlösser sperren können. Die Hauptgruppenschlüssel wiederum können die Schliessfunktionen mehrerer Gruppenschlüssel übernehmen. Der Generalschlüssel kann dann alle Schlösser der Schliessanlage sperren.  

Der grosse Vorteil bei selbst komplexen Schliessanlagen ist die Tatsache, dass mit einem Schlüssel mehrere Schlösser geöffnet werden können. Das erspart das lästige Suchen nach dem jeweils passenden Schlüssel und bringt in Gefahrensituationen einen entscheidenden Zeitvorteil. Allerdings kann der Verlust eines Zentral-, Haupt- oder Generalschlüssels schwerwiegende Folgen haben. Das kann im Extremfall bis zum Austausch aller Schlösser gehen.