Ratgeber
Kabeldurchführungen ermöglichen es, Kabel und Leitungen durch Gehäuse, Schaltschränke oder Maschinen zu führen und sicher zu verlegen. Sie bieten Schutz vor scharfkantigen Oberflächen und verhindern das Eindringen von Flüssigkeiten, Dampf, Schmutz und Staub. Welche weiteren Funktionen Kabeldurchführungen erfüllen, mit welchem Zubehör sie ergänzt werden können und worauf beim Kauf zu achten ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Bei Elektroinstallationen und der Montage von Maschinen ist es oftmals notwendig, Kabel und Leitungen durch Wände, Bleche oder Stege zu führen, beispielsweise in das Gehäuse eines Schaltschranks, ins Innere von Maschinen oder durch die Fahrzeugkarosserie. Zu diesem Zweck wird ein Durchbruch erzeugt, durch den das Kabel verlegt werden kann. Das erfolgt abhängig vom Werkstoff und Kabelquerschnitt beispielsweise durch Bohren, Stanzen oder Schneiden. Problematisch daran ist, dass der entstehende Ausschnitt auch bei sorgfältiger Entgratung und exakt passendem Durchmesser nicht komplett dicht mit dem Kabel abschließt. Das heißt, selbst wenn das Kabel perfekt hindurchpasst, ist nicht ausgeschlossen, dass Feuchtigkeit, Staub, Dampf oder Chemikalien hindurchdringen und schlimmstenfalls an die Schaltkontakte im Inneren des Gehäuses gelangen.
Kabeldurchführungen verhindern das. Sie schützen Kabel und Leitungen vor Beschädigungen durch scharfe Kanten oder übrig gebliebene Grate und dichten die Öffnung ab, so dass weder Flüssigkeiten noch Schmutz oder andere Partikel hindurchdringen können. Doch das sind längst nicht alle Funktionen, die Kabeldurchführungen erfüllen. Indem sie mehrere Leitungen und Kabel bündeln, sorgen sie für ein übersichtliches Kabelmanagement, was sich nicht nur innerhalb von Maschinen und Anlagen als vorteilhaft erweist, sondern beispielsweise auch ein geordnetes Arbeitsumfeld in Büros und vergleichbaren Umgebungen ermöglicht. Kabeldurchführungen reduzieren Zugkräfte, minimieren Abrieb und halten die Kabel in Position, so dass sie nicht verknoten oder knicken. Das wirkt sich positiv auf deren Lebensdauer aus und erleichtert Wartungs- und Reparaturarbeiten.
Kabeldurchführungen werden für Leitungen mit Steckern (vorkonfektioniert) und Leitungen ohne Stecker (nicht vorkonfektioniert) angeboten. Für vorkonfektionierte Leitungen sind Kabeldurchführungsplatten vorgesehen. Sie sind in zahlreichen Bauformen erhältlich, die flexible Konstruktionen ermöglichen, und werden unter anderem in der Industrie und Fertigung genutzt. Mithilfe von Kabeldurchführungsplatten lassen sich mehrere Kabel oder Leitungen zum Beispiel durch eine Maschinen- oder Schaltschrankwand führen. Das ist ein entscheidender Vorteil gegenüber Kabelverschraubungen, die sich eher für die Durchführung einzelner oder weniger Kabel und Leitungen eignen.
Für Leitungen mit Stecker gibt es teilbare Kabeldurchführungen, die üblicherweise aus mehreren Gehäuseteilen und einem geschlitzten Einsatz bestehen. In den Einsatz wird die Leitung hineingelegt. Im Anschluss werden die Gehäuseteile um das Kabel herummontiert. Das hat den Vorteil, dass die Verbindung zwischen Leitung und Stecker nicht getrennt werden muss und ein Nachrüsten unproblematisch ist. Außerdem lassen sich sowohl vorkonfektionierte als auch nicht vorkonfektionierte Kabel und Leitungen zusammenführen, was bei einer Durchführungsplatte nicht ohne Weiteres möglich ist.
Neben teilbaren Kabeldurchführungen und Kabeldurchführungsplatten gibt es weitere Schutzvorrichtungen, die eine sichere Kabelführung ermöglichen. Dazu gehören insbesondere Kabeltüllen. Sie sind üblicherweise röhren- oder ringförmig ausgeführt und bestehen meist aus strapazierfähigen Materialien. Neben Metall sind das vor allem Gummi, Kunststoff (PA, PVC etc.) und thermoplastische Elastomere (kurz: TPE). Kabeltüllen kommen als Dichtungsringe, zum Schutz vor scharfen Kanten sowie zur Fixierung und als Zugentlastung für Kabel oder Leitungen zum Einsatz. Je nach Anwendungszweck spezifiziert man Knickschutztüllen, Kantenschutztüllen, Kabelzugentlaster usw. Im Regelfall lassen sich Kabeltüllen sehr einfach anbringen, indem man sie mit der Hand in den Durchschnitt oder in die Bohrung einsetzt. Besonders schnell geht das mit sogenannten Schnelleinbautüllen, die quasi von selbst in Position schnappen. Ist die Tülle angebracht, wird das Kabel durch die mittige Öffnung hindurchgeführt.
Neben Tüllen werden Kabeldurchführungen für spezielle Einsatzbereiche angeboten, etwa fürs Kabelmanagement im Büro oder in Konferenzräumen. Man spricht in dem Zusammenhang von einem sogenannten Kabeldurchlass. Ein Kabeldurchlass wird in die Tischplatte integriert und ermöglicht es, Kabel von Monitoren und anderen Peripheriegeräten, die sich auf dem Tisch befinden, direkt nach unten zu führen und mit dem Computer zu verbinden. Der eine oder andere Kabeldurchlass ist zusätzlich mit einem Ordnungssystem ausgestattet, dass die Kabel voneinander trennt und sortiert. Das sorgt für ein aufgeräumtes Arbeitsumfeld und bietet den Vorteil, dass die Kabel einfacher zuzuordnen und zu identifizieren sind, falls ein defektes Exemplar ausgetauscht werden muss.
Kabelübergänge zählen ebenfalls zu Schutzeinrichtungen für Kabel und Leitungen, da sie Kabelbruch verhindern können. Sie werden im Zusammenhang mit stromversorgten Türen und Fenstern verwendet und verdeckt zwischen Tür- bzw. Fensterfalz montiert. Darüber hinaus werden sie als Schutz von Alarmdrähten genutzt. Die Montage erfolgt je nach Modell mit zwei Befestigungsflanschen.
Kabeldurchführungen können mit allerhand Zubehör ergänzt werden, um an die jeweiligen Anforderungen der Installationsumgebung angepasst werden zu können. Häufig werden sie mit Stopfen kombiniert, um Einführungen, Bohrungen, Löcher oder Kabelenden, die nicht verwendet werden, abzudichten und zu schließen.
Verwendung finden sogenannte Blindstopfen. Blindstopfen sind Abdeck- bzw. Schutzkappen, die rund, oval oder rechteckig ausgeführt sein können. Sie dienen dazu, Löcher sauber zu verschließen und bei Bedarf schnell wieder zu öffnen. Die Bezeichnung „blind“ leitet sich aus den Begriffen „Blende“ bzw. „Verblendung“ ab. Indem Blindstopfen eine Öffnung verblenden, machen sie sie quasi unsichtbar.
Eine spezielle Bauweise von Blindstopfen stellen Lamellenstopfen dar. Sie erfüllen dieselbe Funktion, sind nach dem Einsetzen aber schwerer zu entfernen. Beim Hineindrehen pressen sich die Lamellen fest an den Rand des Lochs oder Ausschnitts. Dadurch baut sich ein enormer Widerstand auf, der es unmöglich macht, den Lamellenstopfen schnell wieder zu lösen. Die Lamellenstruktur trägt außerdem zu einer noch besseren Abdichtung bei. Verschlussstopfen oder Verschlusskappen sind nach ihrer Hauptaufgabe benannt. Sie blockieren und sichern Ein- und Ausgänge jeglicher Art. Meist werden für das Verschließen von Kabeltüllen verwendet, die nicht mit Leitungen bestückt sind.
Kabeldurchführungen finden nicht nur in Industrie und Handwerk Verwendung, sondern kommen in vielen Unternehmen und Betrieben zum Einsatz. Von der Installationsumgebung hängt ab, welche Materialeigenschaften konkret gefordert sind. So werden an Kabeldurchführungen für den Fahrzeug- oder Maschinenbau andere Ansprüche gestellt als an solche, die in Großraumbüros oder im Gewerbe genutzt werden. Im Kfz-Bereich kommt es beispielsweise deutlich häufiger zu Kontakt mit kritischen Stoffen wie Öl, Benzin und Lösungsmitteln als im Office.
Um eine dauerhafte Funktionalität sicherzustellen, müssen Kabeldurchführungen hochwertig verarbeitet und sachgerecht montiert sein. Die Durchführungen müssen Kabel und Leitungen vor mechanischen Belastungen, eindringender Feuchtigkeit, Fremdkörpern und dergleichen schützen und daher absolut dicht sein. Die Dichtigkeit dient zugleich der Abschottung bei Bränden und stellt somit einen zusätzlichen Brandschutz dar, der häufig vorgeschrieben ist. Sie hängt einerseits von der Verarbeitung und andererseits vom zugrundeliegenden Material ab. Die Dichtigkeit vor Staub und Wasser lässt sich anhand der angegebenen IP-Schutzart in Erfahrung bringen. Kabeldurchführungen ab der Schutzart IP67 sind staub- und wasserdicht und eignen sich daher gut für den externen Gebrauch.
Weitere wichtige Parameter bei der Auswahl einer Kabeldurchführung sind der Innendurchmesser und der Außendurchmesser. Der Innendurchmesser bezieht sich auf den Durchmesser der Durchführöffnung. Dieser muss dem Durchmesser des Kabels entsprechen, damit es hindurchpasst. Der Außendurchmesser referiert auf den Durchmesser der Bohrung oder des Ausschnitts und muss diesem so exakt wie möglich entsprechen.
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Kabelart. Zu bedenken ist, dass vorkonfektionierte Kabel und Leitungen nicht mit jeder Kabeldurchführung verwendet werden können. Die meisten Durchführungen sind genormt und für Leitungen ohne Steckverbinder gedacht. Für vorkonfektionierte Kabel sind teilbare Kabeldurchführungsleisten die richtige Wahl. Sie können nachträglich montiert werden, ohne die Stecker zu demontieren, und ermöglichen flexible Arbeitsweisen.
Bei geringem Platzangebot sollte eine Kabeldurchführung eine möglichst hohe Packungsdichte aufweisen. Die Packungsdichte referiert auf die Anzahl der Leitungen auf einem bestimmten Raum. Je höher sie ist, desto mehr Leitungen können in einer Kabeldurchführung bei geringerem Platzbedarf untergebracht werden. Vor allem in den Bereichen Industrie und Montage kommt es auf eine hohe Packungsdichte an.
Was eignet sich besser zum Abdichten einer Kabeldurchführung – Stopfen aus Kunststoff, Gummi oder Metall?
Abdeckstopfen und Abdeckkappen werden aus unterschiedlichen Materialien gefertigt, allen voran Gummi, Kunststoff und Metall. Stopfen aus Gummi haben den Vorteil, dass sie aufgrund der Elastizität des Materials Schocks und Vibrationen absorbieren. Sie eignen sich daher gut für den Einsatz im Kfz- oder Maschinenbau und in vergleichbaren Umgebungen. Außerdem können sie eine Durchtrittsöffnung sehr gut abdichten.
Kunststoffstopfen bieten eine ähnlich gute Abdichtung wie Gummistopfen. Sie bestehen je nach Ausführung aus unterschiedlichen Kunststoffen, beispielsweise Polyvinylchlorid (PVC) oder Polyamid (PA). Polyamid ist eine synthetische Kunstfaser, aus der beispielsweise auch Nylonstrümpfe hergestellt sind. Die Vorteile von Kunststoffstopfen liegen in ihrer langen Haltbarkeit und Korrosionsbeständigkeit. PVC beispielsweise ist ein Kunststoff, der unempfindlich gegenüber Säuren, Laugen, Ethanol, Öl und Benzin ist, eine geringe Wärmeleitfähigkeit aufweist, kaum Wasser aufnimmt und schwer entflammbar ist. Allerdings weisen Gummi- und Kunststoffstopfen eine eingeschränkte Wärmeformbeständigkeit auf.
Anders sieht es bei Metallstopfen aus, die auch bei höheren Umgebungstemperaturen in Form bleiben. Metallstopfen bestehen meist aus Aluminium oder Messing. Aluminium ist ein Leichtmetall, das sehr korrosions- und feuerbeständig, elektrisch leitfähig und stabil ist. Bei Messing handelt es sich um eine Legierung aus Zink und Kupfer, die wie Aluminium nicht rostet. Stopfen aus Metall empfehlen sich vor allem dann, wenn Abdeckstopfen mit einem metrischen Gewinde ausgestattet sein sollen, um Gewindelöcher zu verschließen. Durch die Härte des Metalls verschleißen die Windungen nicht so schnell wie es beispielsweise bei Stopfen und Abdeckkappen aus Gummi oder Kunststoff passieren kann.
Sind Abdeckstopfen wiederverwendbar?
Abdeckstopfen ermöglichen ein einfaches Verschließen und Abdichten von Bohrungen und Durchschnitten. Das heißt aber nicht automatisch, dass sie sich genauso einfach wieder entfernen und wiederverwenden lassen. Miniatur-Abdeckstopfen, die mit sehr flachen Köpfen ausgestattet und für sehr kleine Montagelöcher ausgelegt sind, lassen sich nicht in jedem Fall wieder lösen. Das gilt es bei der Auswahl zu berücksichtigen.
Welchen Vorteil haben wärmeschrumpfende Kabeldurchführungen?
Manche Kabeldurchführungen sind mit einem Warmschrumpfformteil ausgestattet. Der Wärmeschrumpfschlauch dehnt sich unter Einwirkung von Heißluft aus und schließt die Lücke zwischen Durchführöffnung und Kabel. Dadurch ist eine besonders gute Abdichtung sichergestellt.